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Pendulen im „Style Empire"   5
©
Weltkunstverlag /  Dr. Hans Ottomeyer + Peter Pröschel   2003


Meisterwerke französischer Bronziers.

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Die thematischen Hauptmotive

Die Thematik der Pendulen ist einigermaßen verwunderlich. 

Vor der Revolution herrschten Figurengruppen vor, in deren einfach lesbarer Allegorie Liebes- und Lebensgenuss verherrlicht wurden. Nur bisweilen Bitte zum Vergrößern anklicken - 9. Pendule „Chronos, der die Zeit fortreißt", Ledure, Paris, um 1815, auf dem Zifferblatt bez.: Ledure verwies in einem Nebenaspekt das angeschlagene Thema auf die Flüchtigkeit der Zeit und die Vergänglichkeit der glücklichen Augenblicke. Bei vielen Uhren verbanden sich nur in dekorativer Absicht Figuren und Ornamentformen.

Anders während der Zeit von 1790 bis 1825. Es herrschten gänzlich verschiedene Themen vor. Das sind einmal die getreuen Kopien nach Davids „Schwur der Horazier" oder dem „Raub der Sabinerinnen", des Gemäldes „Guerius auf Hippolyptos vor Theseus und Phädra" sowie freie Kopien nach Gerards Bild „Amor und Psyche". 

Damit sind auch die Grundlinien angedeutet: Szenen aus antiker Geschichte als Beispiel und Vorbild für Tugend des Individuums und Staatsbürgers, dann eindrucksvolle Bilder aus Tragödien menschlicher Leidenschaft, schließlich, personifiziert durch griechische und römische Götterbilder, Allegorien auf Begriffe und Tätigkeiten.

Die letztgenannten Allegorien sind die häufigsten sujets des pendules. Apoll und Diana symbolisieren Tag und Nacht, Apoll verkörperte die Künste, Amor die Liebe, Mars den Krieg, die Muse Erato die Dichtkunst (Abb. 2), Urania die Himmelskunde und so fort. 

Durch Attribute oder Assistenzfiguren wird die Aussage differenziert. Besonders Thomire blieb dieser einfachen Bildwelt verhaftet. Im Oeuvre Feuchères kommen besonders entlegene Themen aus Dichtung und Geschichte vor wie ,,Anakreon, von der Liebe geweckt", „König Franz schreibt an seine Mutter nach der Schlacht von Pavia", ,,Achill am Grabe des Patroklos", „Äneas und Dido" und ähnliches.

Wenn man bedenkt, dass diese Uhren im Hauptraum eines Hauses im Blickpunkt des Salons aufgestellt waren, sind die Motive Bitte zum Vergrößern anklicken - 10. Pendule „Caesar und der Triumphzug der Göttin Kybele", wohl Feuchère, Paris, um 1810, H. 81 cm; Comte du Pare, Château de Villebertin der Themenauswahl verwunderlich und fragwürdig. Die in der Regel ernsten, oft tragischen Themen der Pendulen vertreten in den Gesellschaftsräumen einen hochgeschraubten Bildungsanspruch des Besitzers, der mit dem kostbaren und teuren Zeitmessungsgerät verbunden ist. Der Bildinhalt der Kleinplastik ist in der Regel wichtiger als die Funktion der Uhr, deren Werk sich im Sockel des Gehäuses, in einer Stele oder einem Schild verbirgt.

Die erwähnten Themen der großen Uhren fanden Verwendung in Palästen, Ministerien und großen Stadthäusern.

Kleinere Uhren, für die bürgerliche Klientel bestimmt und in Damensalons aufgestellt, bevorzugen als Sujet vertrautere Themen wie den Liebesgott Amor mit einem Instrument oder Attribut, Schäferszenen in antiker Gewandung und schließlich die genannten Genreszenen, die Bildinhalte des späten 18. Jahrhunderts, die auch auf Gemälden eines Greuze oder Fragonard vorkommen könnten, in das 19. Jahrhundert hinein tradieren.

Man fertigte Serien von Uhren mit Lesenden (Abb. 7) und Studierenden, Frauen-, Philosophen- oder Dichtergestalten, die in Bibliotheken sinnvoll Verwendung fanden. Andere Uhren, etwa mit „Amor, der Schweigen gebietet" oder „Diana als Göttin der Nacht" waren mit Wahrscheinlichkeit für Schlafzimmer bestimmt, Themen wie „Geres und Bacchus" oder „Hebe und Zeus" für Speisezimmer. Pendulen mit Jägern, Allegorien des Handels oder der Seefahrt waren auf Liebhabereien und den Beruf des zukünftigen Käufers abgestimmt. 

Bei allen diesen Uhren ist nicht zu übersehen, dass der Inhalt der mit der Zeitanzeige verbundenen Kleinplastik Alltagsgeschehen mit höherem Sinn und Anspruch versehen sollte. Auch das politische Credo ist mit Pendulen verbunden worden. Für den Bonapartisten gab es Napoleon, der Monarchist konnte zwischen Louis XIV und Henri IV wählen, der Republikaner stellte Cincinnatus oder Manus auf den Kaminsims. Geistvolle Allegorien der Zeit, die noch im Spätbarock gang und gäbe waren und die der Funktion einer Uhr entsprechen und sie ausdeuten, sind recht selten und meist als Helios, Urania oder Genius der Zeit (Abb. 9), der die Stunden zeigt, aufgefasst.

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